Der Schutz unserer natürlichen Trinkwasserressourcen und der Erhalt der komplexen Infrastrukturen zählt zu den elementaren Aufgaben unserer Gesellschaft. In Deutschland gewährleisten höchste Sicherheitsstandards die zuverlässige Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser. Rund um die Uhr wird die Wasserversorgung überwacht, damit unser wichtigstes Lebensmittel stets in bester Qualität und ausreichender Menge verfügbar ist.
Der Schutz von Ressourcen und Infrastrukturen bildet die Grundlage für die zuverlässiche Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser.
Je nach Tages- oder Jahreszeit kann der Wasserverbrauch im Leitungsnetz stark schwanken. Wird z.B. in den Morgenstunden besonders viel Wasser verbraucht, kommen Wasserspeicher zum Einsatz, die diese sogenannten Verbrauchsspitzen abdecken. Sie dienen im Netz als Puffer, damit immer genügend Wasser zur Verfügung steht und Schwankungen problemlos ausgeglichen werden können. Ist die Wasserabnahme gering, also meist über Nacht, werden die Wasserspeicher wieder aufgefüllt. Auch bei Störfällen im Wasserwerk oder notwendigen Leitungsarbeiten können die Wasserspeicher kurzfristig die Wasserversorgung sicherstellen. Die ober- und unterirdischen Wasserspeicher halten enorme Mengen an Trinkwasser bereit und bilden einen Grundpfeiler der Versorgungssicherheit.
Bevor das aus Brunnen, Talsperren oder Quellen geförderte Rohwasser weiter in Richtung der Verbraucher fließt, muss es (wenn erforderlich) im Wasserwerk zu Trinkwasser aufbereitet werden. Je nach Beschaffenheit des Wassers kommen hierbei ganz unterschiedliche chemisch oder physikalisch wirkende Stoffe und Verfahren zum Einsatz, um unerwünschte Inhaltsstoffe zu entfernen (z.B. Nitrat, Pestizide, Bakterien). Welche Stoffe verwendet werden dürfen, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit in einer Liste genau vor ("§-11-Liste"). Nach der Aufbereitung muss das Wasser den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen und ist von höchster Qualität. Es enthält nach wie vor Inhaltsstoffe, die jedoch in ihrer Art und Konzentration gesundheitlich unbedenklich sind (z.B. Calcium, Eisen, Mangan, Kupfer, Natrium). Die Einhaltung der in der Trinkwasserverordnung festgelegten Grenzwerte wird in Laboren streng überwacht.
Die wichtigste Quelle für unser Trinkwasser stellen die natürlichen Grundwasservorkommen dar, die aus versickerndem Regenwasser gespeist werden und gut geschützt vor äußeren Einflüssen sind. Durch die natürliche Filterwirkung des Bodens ist das Grundwasser bereits "vorgereinigt", wenn es aus dem Grundwasserleiter gefördert wird. Neben Grundwasser stellt Oberflächenwasser aus Seen und Talsperren eine weitere wichtige Ressource für die Trinkwassergewinnung dar. Das Wasser ist insbesondere in grundwasserarmen Regionen von hoher Wichtigkeit für die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser.
Die Qualität des gewonnenen Wassers unterliegt einer ständigen Überwachung durch die Wasserversorger, die mit regelmäßigen Analysen sicherstellen, dass keine Beinträchtigungen vorliegen. Nach dieser "Wareneingangskontrolle" gelangt das Wasser ins Wasserwerk, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Nach der Aufbereitung im Wasserwerk wird das Trinkwasser über Leitungen zu den Verbrauchszentren transportiert und an die Abnehmer verteilt. Das Trinkwassernetz in Deutschland ist rund 540.000 Kilometer lang und würde aneinandergelegt 13 Mal um die Erde reichen. Obwohl es in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielt, ist dieser „Schatz unter der Straße“ unerlässlich für den uneingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser und damit entscheidend für einen hohen Lebensstandard. Die Instandhaltung des weitverzweigten Rohrnetzes ist jedoch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden. Die Verteilung des Trinkwassers wird im Wasserwerk gesteuert und überwacht. Auf Grund des hohen Standards in Deutschland ist die Versorgung mit Trinkwasser äußerst zuverlässig und nur von wenigen Störungen unterbrochen. Die Verteilung des Trinkwassers über das Rohrnetz wird fortlaufend überwacht.
In Deutschland wird das Ziel verfolgt, (falls erforderlich) mit einfachen, naturnahen Aufbereitungsverfahren ein hygienisch einwandfreies Trinkwasser bereitzustellen. Um Gefährdungen der Trinkwasserressourcen bereits im Vorfeld auf ein Minimum zu reduzieren, werden Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Diese sind für den präventiven Schutz von entscheidender Bedeutung, da Schadstoffe und Krankheitserreger von vornherein erst gar nicht ins Wasser gelangen sollten. Wasserschutzgebiete sind meist in drei Zonen mit unterschiedlich strengen Vorgaben eingeteilt, die wassergefährdende Handlungen, Nutzungen und Bauten betreffen. So können etwa Sicherheitsvorkehrungen für die Lagerung wassergefährdender Stoffe, Beschränkungen für die Landwirtschaft oder die Ausweisung von Industriegebieten bestehen. In Schutzzone I, die sich unmittelbar um den Brunnen oder die Talsperre befindet, sind die Sicherheitsauflagen so hoch, dass der Zutritt für Unbefugte komplett verboten ist.
Als technisch-wissenschaftlicher Verein ist der DVGW für die Regelsetzung in der öffentlichen Wasserversorgung zuständig und trägt somit die hohe Verantwortung für die Sicherheit in diesem Bereich. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verweisen auf die allgemein anerkannten Regeln der Technik. Durch diese Verankerung erhält das DVGW-Regelwerk den Status eines Instruments mit Gesetzescharakter, was einerseits den Unternehmen Rechtssicherheit bietet, andererseits den Staat mit einer fachlich unabhängigen Autorität unterstützt.
Im DVGW-Regelwerk werden, auf der Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere sicherheitstechnische, hygienische, umweltschutzbezogene, gebrauchstauglichkeitsbezogenem, verbraucherschutzbezogene und organisatorische Anforderungen an die Wasserversorgung und Wasserverwendung definiert.
Mit seinem Regelwerk entspricht der DVGW der Eigenverantwortung, die der Gesetzgeber der Versorgungswirtschaft für die technische Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz zugewiesen hat. Seit mehr als 150 Jahren gehört die technische Regelsetzung zu den Kernkompetenzen des DVGW. Der Gesetzgeber räumt den DVGW-Arbeitsblättern den Status von allgemein anerkannten Regeln der Technik ein. Der Anwender kann deshalb davon ausgehen, dass bei der Beachtung der DVGW-Regeln zugleich den gesetzlichen Anforderungen entsprochen wird. Das DVGW-Regelwerk bietet somit sowohl Handlungs- und Rechtssicherheit.
Mit dem DVGW-Regelwerk, der DVGW-Zertifizierung von Personen, Unternehmen und Produkten sowie mit den einschlägigen Fortbildungsveranstaltungen verfügt das Wasserfach über ein Maßnahmenpaket, dessen konsequente Anwendung die Sicherheit in Deutschland gewährleistet.
Grafiken zur Sicherheit von Trinkwasser
Seit 1997 führt der DVGW die Schaden- und Unfallstatistik Wasser, die auf konkreten Daten von Versorgungsunternehmen beruht und deren Erhebungskriterien im DVGW-Arbeitsblatt W 402-B1 festgelegt sind. Die Statistik gibt Auskunft über Bestandsdaten, Rehabilitationsraten sowie Schäden an Rohrleitungen, Absperrarmaturen und Hydranten. Die Ergebnisse dieser Statistik fließen in die DVGW-Fortbildung, Forschung sowie Regelsetzung ein und fördern damit eine zuverlässige Sicherung und kontinuierliche Verbesserung der Integrität unserer Infrastruktur.
DIN EN 15975-1
DIN EN 15975-2
Wasser-Information Nr. 80
Wasser-Information Nr. 92
DVGW-Information WASSER Nr. 105