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Langfristige Versorgungssicherheit erfordert kontinuierliche Instandhaltung

Substanz- und Werterhalt der Wasserinfrastruktur

Kommunen und Wasserversorger müssen sich aktiv dieser generationenübergreifenden Aufgabe stellen

Langfristige Versorgungssicherheit erfordert kontinuierliche Instandhaltung; © iStock.com/Christian Schwier
Unsere 4. Forderung

Der Substanz- und Werterhalt der Wasserversorgungsinfrastruktur ist im gesamtgesellschaftlichen Interesse durch die Kommunen und Versorger sicherzustellen, um der drohenden Infrastruktur-Generationenschuld entgegenzutreten.

Zielgerichtete und vorausschauende Investitionen zur Vermeidung einer neuen „Infrastruktur-Generationenschuld"
Mann arbeitet an im Erdreich verlegten Wasserleitungen
Arbeiten an Wasserleitungen © DVGW, Roland Horn

Mit dem Aufbau des öffentlichen Trinkwasserleitungsnetzes wurde in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen. Seitdem wurden das Netz und seine Anlagen mehrfach erneuert. Versorgungsausfälle sind in Deutschland eine Seltenheit. Über 99 Prozent der Bevölkerung sind direkt an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Mehr als 13 Mal ließe sich der Erdball mit dem in Deutschland verlegten, circa 530.000 Kilometer langen Trinkwasserleitungsnetz umspannen. Die kontinuierliche Instandhaltung des Netzes und der dazugehörigen Anlagen sind Teil der Aufgaben der Wasserversorger. Damit sichern sie den Betrieb und die Leistungsfähigkeit der Anlagen. In den nächsten Jahren sind erhebliche Investitionen in die grundhafte Erneuerung und den Ausbau der Netze und Anlagen erforderlich, um sie langfristig zu sichern, auf neue Anforderungen anzupassen und ihren Anlagewert für die Kommunen zu erhalten. Der Werterhalt der Wasserinfrastruktur, ein über Jahrzehnte aufgebautes milliardenschweres Anlagevermögen der Kommunen und Wasserversorger, und auch die Anpassung an neue Herausforderungen ist eine generationenübergreifende Aufgabe. Die kontinuierliche Investition zum Substanz- und Werterhalt ist von enormer Bedeutung, um keine „Infrastruktur-Generationenschuld“ aufzubauen.

Die Wasserversorgung ist Teil der Daseinsvorsorge. Das reibungslose Funktionieren der Trinkwasserversorgung und der Substanzerhalt einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur sind Grundlage dafür, dass Städte und Gemeinden funktionieren. Es basiert darauf, dass hygienische Anforderungen kompromisslos erfüllt und technische Standards eingehalten werden.

Im Vergleich zu anderen Infrastrukturen ist die Wasserinfrastruktur sehr langlebig. Ein großer Teil der heutigen Infrastruktur wurde in den 1950er und 1960er Jahren erstellt bzw. zum letzten Mal grundhaft erneuert. Deutschlandweit besteht ein hoher Bedarf an Grunderneuerung und Ersatzbau. Von dem Investitionspeak den andere Branchen, allen voran Energie und Verkehr, in den letzten Jahren verzeichnet haben, ist in der Wasserwirtschaft derzeit noch wenig zu spüren.Dabei sind kontinuierliche Instandhaltung der Netze und Anlagen sowie Erneuerung der Infrastruktur maßgebliche Faktoren für die langfristige Versorgungssicherheit. Die Wasserversorgung investiert einen großen Anteil ihres Umsatzes in die Infrastruktur. Allein im Jahr 2016 investierten die Unternehmen rd. 2,8 Milliarden Euro. Circa zwei Drittel dieser Investitionen fließen in das Rohrnetz. Die Investitionshöhe relativiert sich jedoch angesichts einer Netzlänge von 530.000 Kilometern.

Wenn wir von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe sprechen, dann braucht die Wasserwirtschaft Partner.

 Bundesumweltministerin Svenja Schulze in ihrer Rede beim Ersten Nationalen Wasserforum im Oktober 2018

Bundesministerin Svenja Schulze bei der Eröffnung des Ersten Nationalen Wasserforums
Bundesministerin Svenja Schulze bei der Eröffnung des Ersten Nationalen Wasserforums © BMU/Felix Zahn

Alter und Zustand des Leitungsnetzes sowie der Instandhaltungsbedarf ist in den Regionen Deutschlands sehr unterschiedlich. Deshalb sind individuelle, maßgeschneiderte Modernisierungsstrategien erforderlich. Eine große Herausforderung hierbei ist die Urbanisierung mit der einhergehenden Spreizung der Anpassungsbedarfe. Während in ländlichen Regionen der Bevölkerungsrückgang mit einer Anpassung und Verkleinerung der Wasserinfrastruktur einhergehen dürfte, bedarf die städtische Wasserinfrastruktur mancherorts eines deutlichen Ausbaus. Zudem ist die Verlegung der Leitungen in den früheren Jahrzehnten vielfach nicht sachgemäß nach heutigen Maßstäben dokumentiert worden. Der exakte Zustand der Leitungen ist oftmals nicht bekannt. Dies ist eine Herausforderung für gezielte und effiziente Investitionen. Um das hohe Niveau und die zukunftsfeste Gestaltung der deutschen Wasserinfrastruktur langfristig zu sichern, werden die Kommunen und die Wasserversorger noch intensiver als ohnehin schon in ihre Infrastrukturen investieren müssen. Technische und finanzielle Lösungen werden in ländlichen Räumen mit Abwanderungstendenzen dabei ganz anders aussehen als in Großstädten und Zuzugsregionen.

Investitionen in Wasserinfrastruktur nicht aufschieben

Neben der Bedeutung der Infrastruktur für die Leistungsfähigkeit der Versorgung ist noch ein weiterer Aspekt von Relevanz. Für Städte und Gemeinden stellt die bestehende Wasserinfrastruktur ein über Jahrzehnte aufgebautes, milliardenschweres Anlagevermögen dar. Der Erhalt dieser Infrastruktur ist daher auch ein Beitrag zur Vermeidung des Werteverzehrs und Erhaltung kommunaler Vermögenswerte. Einsparungen an falscher Stelle und das Aufschieben wichtiger Investitionen würden zu weiterem schleichenden Verfall und höheren Investitionsbedarfen in späteren Jahren führen. Es würde eine neue „Infrastruktur-Generationenschuld“ generiert werden, die Investitionslast würde den nachfolgenden Generationen aufgebürdet.

Eine vorausschauende und langfristige Investitionsplanung ist im Interesse aller. Kontinuierliche Investitionen in Erhalt und Erneuerung der Wassernetze machen die kommunale Infrastruktur zukunftsfest. Daneben sind vorausschauende Investitionen auch ein wahrer Beschäftigungs- und Wachstumsmotor für Handwerks- und Baubetriebe.

Die Zusammenarbeit mit den Institutionen der öffentlichen Hand, mit anderen Netz- und Infrastrukturbetreibern sowie ein stärkeres Bewusstsein bei Fachpolitikern und Verbrauchern sind erforderlich, um die anstehenden investiven und technischen Aufgaben zu lösen und die Trinkwasserversorgung in Deutschland zukunftsfähig aufzustellen.