165 Jahre Innovationen für Energie und Wasser
als "Verein deutscher Gasfachmänner und Bevollmächtigter deutscher Gas-Anstalten". 1870 kommen die Wasserfachmänner dazu.
Die ersten Gaswerke in Hannover und Berlin wurden vom britischen Gasunternehmen "Imperial Continental Gas Association" gebaut und betrieben. 1828 nimmt das erste von einem Deutschen, Rudolf Sigismund Blochmann, erbaute Gaswerk in Dresden seine Arbeit auf. Das Gas wird hauptsächlich für Beleuchtungszwecke verwendet, erst für Straßen und Plätze, dann auch für Häuser und Wohnungen.
In einem Wettstreit zwischen deutschen und britischen Unternehmen werden rasch weitere Gaswerke errichtet. Neue Berufszweige werden geschaffen, denn die Gaswerke, Rohrleitungen und Lampenkörper müssen hergestellt, betrieben und gewartet werden. Eine Möglichkeit, sich in den neuen Berufszweigen der sich rasch verbreitenden und rasant entwickelnden Gasindustrie auszutauschen, gibt es nicht.
Das Gas ist kein Luxusartikel, sondern ein Bedürfnis für die Bewohner der Hauptstadt
Journal für Gasbeleuchtung, 1858
Bei einem Treffen mehrerer befreundeter Gastechniker wird angeregt, einen Verein zu gründen, um den persönlichen Austausch im Gasfach zu fördern. Deshalb werden Einladungen zu einem Gründungstreffen an 80 Gasanstalten geschickt. Die Leiter von rund 50 Gaswerken begrüßen die Gründung eines Berufsverbands für "Gasfachmänner".
Am 21. und 22. Mai 1859 versammeln sich 29 Vertreter von Gasanstalten in Frankfurt am Main und gründen den „Verein deutscher Gasfachmänner und Bevollmächtigter deutscher Gas-Anstalten“ - 12 Jahre vor Gründung des Deutschen Reiches und als erster Fachverein der Gasindustrie in ganz Europa.
Zur Erreichung dieses Zweckes wurde als wünschenswert die nähere Bekanntschaft der Mitglieder der Versammlung, der fortgesetzte Austausch der gegenseitigen Ideen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Gasfabrikation und die gemeinschaftliche Prüfung aller wichtigen in dieses Gebiet fallenden neuen Erfindungen hervorgehoben
Aus dem Gründungsbericht im Journal für Gasbeleuchtung, 1859
In den Städten ist die Wasserversorgung mehr als unzureichend. Die in den Städten angesiedelten Gewerbe, der Feuerschutz und die Städtehygiene benötigen ausreichende Wassermengen und eine ausreichende Qualität. 1848 eröffnet in Hamburg-Rothenburgsort das erste Wasserwerk mit Dampfpumpen und Klärung in drei großen Becken. Als zweite deutsche Stadt erhält Berlin 1856 ein Wasserwerk an der Spree. Beide Wasserwerke werden von Briten erbaut.
Bis 1865 entstehen 16 Wasserwerke. Ernst Grahn, der Leiter der Krupp'schen Gas- und Wasserwerke in Essen sieht die Parallelen und Gemeinsamkeiten von Gasversorgung und Wasserversorgung, sowohl bei den technischen Vorrichtungen als auch bei der Verlegung unter der Straßenoberfläche.
Ein erster Antrag von Ernst Grahn auf Aufnahme der Wasserfachleute in den Verein wird 1865 abgelehnt, da man eine Zersplitterung der Kräfte des noch jungen DVGW fürchtete. Ein zweiter Vorstoß ist erfolgreich. 1870 werden die Wasserfachleute in den Verein aufgenommen, der seinen Namen in "Verein von Gas- und Wasserfachmännern Deutschlands" ändert. Am 30. Mai 1876 werden auch die Fragen der städtischen Entwässerung in die Vereinsaufgaben aufgenommen.
Zunehmend werden sowohl Gaswerke als auch Wasserwerke in öffentlicher Hand betrieben. Die Kommunen nutzen die Synergien zum Vorteil für das Wasser- und das Gasfach. Der Verein sammelt Material über die technischen Anlagen, über die Verhältnisse des Wasserverbrauchs und über die Wasserpreise. Ernst Grahn, der zweimal den Vereinvorsitz übernimmt, schlägt die Aufstellung eines Normaltarifes vor, um die Wasserversorgung Spekulationen zu entziehen:
Das Gas ist ein durch andere Mittel zu ersetzender Artikel, nicht so das Wasser. Daher ist es als Prinzip hinzustellen, die Wasserversorgungsanstalten der Privatspeculation zu entziehen, [...]
Ernst Grahn (Essen), 1869
Der DVGW erstellt jährlich eine "Statistische Zusammenfassung der Betriebsresultate" seiner Mitglieder und stellt diese den beteiligten Gaswerken bzw. Wasserwerken zur Verfügung.
Gesammelt werden Angaben zu Abgabemengen, verwendeten Rohstoffen, technischen Anlagen und Informationen zu Gas- und Wasserpreisen und -tarifen.
Diese Statistiken werden nach dem Zweiten Weltkrieg vom DVGW gemeinsam mit dem "Verband der deutschen Gas- und Wasserwerke" herausgegeben, seit 1973 übernimmt dies der VGW/BGW allein.
Der DVGW tritt ins Leben - mit neuer Satzung. Die Arbeit ist ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen, ein hauptamtlicher Geschäftsführer wird einberufen.
1882 gibt sich der Verein einen neuen Namen und eine neue Satzung. Der Verein heißt nun "Deutscher Verein von Gas- und Wasserfachmännern" und wird offiziell mit DVGW abgekürzt.
Wichtige Änderungen treten mit der neuen Satzung in Kraft: Die sechs seit 1864 gegründeten Provinzialvereine werden nun dem Gesamtverein angegliedert. Zur Erledigung der laufenden Geschäfte kann ein hauptamtlicher Geschäftsführer bestellt werden.
Als erster hauptamtlicher Geschäftsführer des DVGW wird Lothar Diehl berufen. Die Führung der Vereinsgeschäfte ist ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen. Ein Jahr später wird Diehl durch den Privatdozenten Dr. Hans Bunte abgelöst, die Bezeichnung lautet nun Generalsekretär.
Neben Verwaltungsaufgaben gehört die Förderung der wissenschaftlichen Forschung zu seinen Aufgaben. Daneben ist Dr. Hans Bunte Redakteur und später Herausgeber des Gasjournals.
Zur Zeit der Vereinsgründung wird in Deutschland das Gas fast nur zur Beleuchtung benutzt, in anderen Ländern ist man da schon weiter. Deshalb gründet der DVGW 1880 eine Gasheizkommission, die 1891 auf der Jahresversammlung in Straßburg eine Ausstellung mit den neuesten Apparaten veranstaltet.
Von Frauen gehaltene Wandervorträge in den Städten werden organisiert, um die Hausfrauen von den Vorteilen des Gaskochens und der Gasheizung zu überzeugen. Die Gasheizkommission kümmert sich auch um die Regeln zur korrekten Installation der Heiz- und Kochapparate.
Hauptthema aller Vereinsversammlungen der 1890er Jahre ist die Frage der hygienischen Beurteilung der Wasserbeschaffenheit. Immer wieder gibt es hoch ansteckende Darmerkrankungen sowie Choleraseuchen oder Typhusepidemien.
Der Bakteriologe Robert Koch und seine Schüler weisen Krankheitsübertragungen durch Trinkwasser nach. Für den DVGW fordert Ernst Grahn eine engere Zusammenarbeit zwischen den Technikern und den Hygienikern.
Schließlich entsteht 1893 mit den "Grundsätzen für die Reinigung von Oberflächenwasser durch Sandfiltration zur Zeit der Choleragefahr" das erste Regelwerk des DVGW.
1900 wird erstmals die Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel verliehen. Diese höchste Ehrung des DVGW erhalten im Stiftungsjahr Max von Pettenkofer, Carl Auer Freiherr von Welsbach, Hans Bunte, Ernst Grahn und Wilhelm Oechelhaeuser.
Eine Ehrenmitgliedschaft wird bereits 1861 eingeführt. Beide Ehrungen werden bis heute vorgenommen.
Der DVGW ist zum national wie international angesehenen Verein herangewachsen, der über 800 Mitglieder zählt (ohne Mitglieder der Zweigvereine).
Der Verein integriert insbesondere durch seine Kommissionsarbeit die Forschung in die Vereinsarbeit. Über die eigenen Fächer im Bereich Gas und Wasser hinausblickend werden auch Forschungen aus den Nebengebieten, wie z.B. Maschinen- und Bauwesen, Hydrologie, Chemie, Biologie, Medizin und Hygiene, einbezogen.
Der DVGW betreibt von sich aus eine institutionelle Zusammenarbeit mit Reichseinrichtungen wie der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, dem Reichsgesundheitsamt oder dem Deutschen Normenausschuss. Auch die Gesetzgebung wird genauestens begleitet.
In den Kommissionsarbeiten liegt ja eigentlich der Schwerpunkt, die Kraft unseres Vereins. Sie sind gewissermaßen die Arbeitsbienen, die ihren Rüssel in Form von Fragebogen und verschiedenen sonstigen schönen Rundschreiben in die einzelnen Gas- und Wasserwerke hineinstecken und überall das Brauchbare, den süßen Honig heraussaugen, den sie nachher unter sich verarbeiten und in einer feinen wohlgeformten und genießbaren Form uns hier vorlegen, vollständig wabenfrei und geklärt bis ins kleinste.
DVGW-Vorsitzender Heinrich Prenger, Köln 1910
1900 tritt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft, das auch ein Vereinsrecht enthält. Mit dem Eintrag in das Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin I wird der DVGW als nicht-wirtschaftlicher Verein als gemeinnützig anerkannt und erhält den Status einer juristischen Person.
In Berlin wird der "Verein technischer Beamter des Gas- und Wasserfaches" gegründet.
Am 4. Juni 1911 fusioniert er mit anderen Vereinen in Köln zum "Verband Deutscher Gas- und Wasserfachbeamten e.V.".
1918 schließlich benennt er sich in "Verband deutscher Licht- und Wasserfachbeamten e.V." um, später als DELIWA abgekürzt.
Schon 1913 umfasst er 1.900 Mitglieder in 35 Bezirksvereinen in ganz Deutschland.
Das lange geforderte Institut nimmt in Karlsruhe die Arbeit auf. 1927 wird die Vereinsarbeit des DVGW nach amerikanischem Vorbild neu strukturiert.
1907 nimmt die "Lehr- und Versuchsgasanstalt" des DVGW in Karlsruhe ihre Arbeit auf, nachdem frühere Anläufe (der erste bereits 1868) aus finanziellen Gründen gescheitert waren. Sie soll drei Aufgaben erfüllen: Lehrbetrieb (zweisemestriger Gaskursus sowie Wiederholungskurse), Forschung, Prüfungs- und Untersuchungsstelle.
Aus der Lehr- und Versuchsgasanstalt wird 1919 das Gasinstitut und 1950 das Engler-Bunte-Institut. 1947 kommt der Bereich Wasserchemie hinzu, nun werden auch Wasserkurse angeboten.
Im Auftrage der "Deputation Hamburger Stadtwasserkunst", wie die Hamburger Wasserwerke zu dieser Zeit heißen, soll in den Vier-Marschlanden Trinkwasser erschlossen werden. Der Bohrtrupp der Halleschen "Kontinental-Tiefbohrgesellschaft", stößt mit der Bohrung XV am Ostrand von Neuengamme in 247 Meter Tiefe statt auf Trinkwasser auf Erdgas. Eine riesige Flamme schießt in den Himmel.
Erst wird das Erdgas nur abgelassen. Ab 1913 wird es in einer Leitung zum Gaswerk Tiefstack gebracht und dort dem aus Kohle gewonnenen Stadtgas beigesetzt, bis 1930 die Förderung eingestellt wird.
1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wird in München die groß angelegte "Deutsche Ausstellung - Das Gas" durchgeführt. Sie ist eine beeindruckende Leistungsschau des Gasfaches in Deutschland. Doch wegen des Kriegsausbruchs bleibt ein erhoffter Erfolg für die Gasindustrie aus.
Der Erste Weltkrieg bringt einschneidende Entwicklungen. Kriegsbedingt geht der Petroleumimport zurück, was durch einen steigenden Gasabsatz aufgefangen werden muss. Das Gasfach ist in viel höherem Maße als das Wasserfach von den Einschränkungen des Krieges betroffen. Kohle- und Metallknappheit führen zu Gassperrstunden. Da viele Soldaten eingezogen werden, werden auch die Arbeitskräfte knapp. Die Facharbeiter fehlen, was zu Problemen führt:
An Stelle von langjährigen Arbeitern, die mit dem Betriebe Bescheid wußten, traten ungelernte Leute. Sehr Alte und sehr Junge, schwer Kranke, mit Gebrechen Behaftete, wegen Zuchthausstrafe aus dem Heere Ausgewiesene und dergleichen mehr brachten es rasch dahin, daß der Betrieb von dem guten Willen der Arbeiter abhing, die bei jeder Gelegenheit Lohnzulagen erzwangen. Das mehrverdiente Geld wurde dann in Alkohol umgesetzt und der Gasmeister mußte gar manchmal an Stelle der betrunkenen Arbeiter zu seiner täglichen Arbeit auch noch nachts den Kesselheizer oder den Ofenarbeiter ersetzen.
Auswirkungen des Fachkräftemangels im Ersten Weltkrieg, 1916
Die Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sind von hoher Arbeitslosigkeit, Inflation, Mangelwirtschaft und persönlicher Not weiter Bevölkerungsteile geprägt. Die politischen Unruhen finden ihren Niederschlag in den politisch instabilen Verhältnissen, die zu häufigen Reichstagswahlen und Regierungsauflösungen führen.
Die Zeiten, die wir jetzt durchleben, sind keine Wirtschaftskrisen der Art, wie sie ohne weiteres überwunden werden können. Man tröste sich nicht mit dem starken Mann, der kommen muß, um alles wieder besser zu machen. Es gibt nur eins: wir müssen aus uns selbst heraus versuchen, die Krise in der Wirtschaft zu überwinden.
67. Jahresversammlung des DVGW 1926 in Danzig
Der alte Streit, was besser sei, wird nun auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Der Präsident der Preußischen Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (Wabolu) weist darauf hin, dass auch Oberflächenwasserversorgungsanlagen so beschaffen sein können, dass vom gesundheitlichen Standpunkt aus keine Bedenken zu erheben seien.
Dies gilt jedoch nicht für die durch Kaliabwässer versalzenen Flüsse wie Elbe (Magdeburg, Hamburg) und Weser (Bremen).
Es dürfte leichter sein, aus Lakritzensaft Rüdesheimer Auslese herzustellen als aus dem Magdeburger Elbwasser ein chemisch hygienisches und geschmackvoll einwandfreies Trinkwasser
Gutachten von Dr. Bamberg über das Magdeburger Wasser, 1929
Die Vereinsarbeit wird nach amerikanischem Vorbild neu strukturiert, es werden sechs Abteilungen geschaffen.
24 Ausschüsse werden diesen Abteilungen zugeordnet.
Im gleichen Jahr gründen die Fabrikanten der Gas- und Wasserwerke eine Vereinigung der Fabrikanten im Gas- und Wasserfach« (FAGAWA), die spätere FIGAWA, die eng mit dem DVGW zusammenarbeitet.
Der DVGW organisiert die Deutsche Ausstellung Gas und Wasser Berlin 1929, die gut besucht wird und die Bedeutung der Gas- und Wasserversorgung in Deutschland herausstellt.
In Zeiten der Wirtschaftskrise geht der Stromabsatz zurück. Die Konkurrenz von Strom und Gas wird härter. Der DVGW stellt einen Pressesprecher ein, um gegen irreführende Verlautbarungen der Stromseite über den Stromverbrauch beim Kochen vorgehen zu können. Am 24.4.1931 wird im "Frieden von Halle" zwischen Strom- und Gasseite beschlossen, zukünftig gegenseitige Angriffe in der Werbung zu vermeiden.
Auch im Gas- und Wasserfach ist die Arbeitslosigkeit hoch. Die Mitgliederbeiträge des DVGW werden um 20 Prozent gesenkt, Gehälter werden gekürzt, der Umfang der Vereinszeitschrift GWF wird eingeschränkt, bei der Jahresversammlung 1932 entfallen Rahmenprogramm und geselliger Teil.
1935 wird das erste DIN-DVGW-Gütezeichen vergeben. 1938 werden die technischen Regeln des DVGW im Energiewirtschaftsgesetz verankert.
Die NSDAP setzt Anfang April 1933 einen Kommissar beim DVGW ein mit dem Auftrag, die "Leistungsfähigkeit der gasfachlichen Organisationen in einheitlicher Form zu erhalten und sie planmäßig im nationalwirtschaftlichen Sinne auszubauen". Die nationalsozialistische Ideologie fließt in die Statuten ein. 1934 wird der kollegiale Vorstand abgeschafft und durch einen Vereinsvorsitzenden ersetzt. 1935 werden "Jungmitglieder" eingeführt. 1935/36 werden die bisher selbständigen DVGW-Bezirksverbände zu Untergliederungen des DVGW.
Obwohl Auslandskontakte in der NS-Zeit nicht gern gesehen sind, setzt der DVGW seine internationale Zusammenarbeit fort. 1935 liefert das deutsche Gasfach auf der dritten Weltkraftkonferenz in Washington zehn Berichte. Noch 1938 ruft der DVGW zu einer Amerikastudienreise auf, um dort die amerikanische Gas- und Wasserversorgung zu studieren.
Das Ziel der Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten ist es, möglichst keine ausländischen Rohstoffe einzuführen und stattdessen einheimische Ersatzstoffe zu nutzen. Die Benzolgewinnung der Gaswerke soll gesteigert und Kraftfahrzeuge sollen auf den Antrieb durch Stadtgas umgestellt werden. Der Einsatz von Eisen und Blei in der Wasserversorgung soll reduziert werden. Die Bedeutung der eigenen Rohstoffe wächst:
Gemeinsam ist dem gesamten Gas- und Wasserfach die sorglichste und feinste Aufbereitung und Veredlung der größten Schätze deutschen Heimatsboden, seiner Quellen und seiner Kohle
F. zur Nedden auf der Jahresversammlung des DVGW 1936 in München
Die "Richtlinien für die Zulassung von Rohrleitungsbaufirmen zur Herstellung von Rohrnetz- und Fernleitungen für Nieder-, Mittel- und Hochdruck auf dem Gebiete des Gas- und Wasserfaches" werden von DVGW und FAGAWA vereinbart und erscheinen im GWF.
Ziel ist es, dass Rohrnetz- und Fernleitungsbauarbeiten nur von zugelassenen Fachfirmen durchgeführt werden. Diese Richtlinien werden später als DVGW-Arbeitsblatt GW 301 bekannt.
Die Richtlinien "Versorgung von Gebäuden mit Niederdruckggas. Technische Vorschriften und Richtlinien DVGW-TVR" erscheinen in erster Auflage. In Einvernehmen mit dem Reichsverband Installateur- und Klempnergewerbe e.V. wird festgelegt, dass jeder im Deutschen Reich zugelassene, selbstständige Gasinstallateur gegenüber dem Gaswerk sämtliche Vorschriften des DVGW über die Ausführung von Gasanlagen usw. schriftlich anerkennen muss.
Die TVR erscheinen ab der 5. Auflage 1972 als TRGI - Technische Regel für Gasinstallationen und sind aktuell als TRGI 2018 erhältlich.
Der Gasgeräteausschuss verabschiedet neue "Leitsätze für den Bau von Gaskochern, Gasbratöfen und Gasherden für den Haushalt". Alle Gasgeräte, die diesen Vorschriften genügen, erhalten das DIN-DVGW-Gütezeichen für alle Gasgeräte. Das ist das erste „Zertifizierungszeichen“ des DVGW.
In der vierten Durchführungsverordnung zum Energiewirtschaftsgesetz von 1935 werden die gasfachlichen Vorschriften und Richtlinien des DVGW auf Antrag zu anerkannten Regeln der Technik erklärt. Dies gilt bis heute.
Die Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten werden im Zweiten Weltkrieg verstärkt und führen zu Materialmangel in der Gas- und Wasserversorgung. Der DVGW wird bei fachlichen Fragen zur Kontingentierung von Pumpen, Rohren, Zählern und Chemikalien konsultiert und unterbreitet Vorschläge zum Energiesparen. Ein Merkblatt zur Bekämpfung von Luftkriegsschäden in Wasserleitungsrohrnetzen wird erstellt. Die Ausschussarbeiten werden ab 1940 weitgehend eingestellt.
Die Leitsätze für Trinkwasserversorgung des DVGW von 1941 werden als DIN 2000 unter dem Titel "Zentrale Trinkwasserversorgung; Leitsätze für Anforderungen an Trinkwasser, Planung, Bau und Betrieb der Anlagen" herausgegeben.
Auf Betreiben der "Deutschen Arbeitsfront", dem NS-Verband der Arbeitgeber und -nehmer, wird DELIWA bereits im Jahr 1938 als "staatsfeindliche gewerkschaftliche Organisation" aufgelöst. Durch die Intervention der Vereinsführung an höchster Stelle kann die Zwangsauflösung zunächst rückgängig gemacht werden, bis sie schließlich 1942 erneut beschlossen und auch umgesetzt wird. Die berufsfachliche Arbeit von DELIWA wird bis Kriegsende jedoch als "Fachgebiet Betrieb" im DVGW weitergeführt.
Bei Luftangriffen wird das Berliner Geschäftsgebäude des DVGW fast völlig zerstört. Ein Notquartier bei den Berliner Wasserwerken wird bezogen. Auch die Gebäude des Gasinstituts in Karlsruhe werden zerstört. Bis zum Einmarsch der russichen Truppen im April 1945 konzentriert sich die personell verkleinerte Geschäftsstelle in Berlin auf die technische Beratung bei der Katastrophenhilfe der Werke.
Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht beendet die Kriegsgeschehnisse in Europa. Der Alliierte Kontrollrat verbietet jede weitere Vereinstätigkeit. Der Deutsche Verein von Gas- und Wasserfachmännern besteht nicht mehr.
Neugründung des DVGW in den Besatzungszonen und Wiederaufbau der Gas- und Wasserversorgung
Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht bestimmen Gefangenschaft, Vertreibung, Mangelwirtschaft, Not und Elend den Alltag. Die deutschen Städte liegen in Schutt und Asche.
Zum Notwendigsten in der Nachkriegszeit zählen Nahrung und Wohnung, unabdingbar ist die Versorgung mit Wasser und mit Energie. Die städtischen Versorgungsbetriebe beginnen im Einvernehmen mit den Besatzungsbehörden sofort mit dem Wiederaufbau.
Wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht nehmen Mitglieder des ehemaligen DVGW im Juni 1945 die Vereinsarbeit zunächst als „Bezirksgruppe“ in der britischen Besatzungszone wieder auf. Nach Genehmigung durch die britische Militärverwaltung wird der DVGW am 5. März 1946 offiziell in Hannover wiedererrichtet. Die Organisationsform lehnt sich in allen wesentlichen Punkten an die Struktur des alten Vereins an.
Die Wiedererrichtung der DVGW-Geschäftsstelle in Berlin erfolgt noch im Einvernehmen mit den britischen und sowjetischen Besatzungsmächten. Doch 1947 wird die Arbeit in der geteilten Stadt Berlin so schwierig, dass die Geschäftsstelle nach Hannover verlegt wird.
Die Rundschreiben des DVGW sind ein wichtiges Kommunikationsmittel in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie informieren über aktuelle Fragen und Entwicklungen im Gas- und Wasserfach und publizieren die wichtigsten Vorschriften.
Seit 1953 werden die gedruckten DVGW-Rundschreiben als Beilage zur Zeitschrift GWF versendet.
Um auch papierseitig das Erscheinen der Rundschreiben sicherzustellen, erbitten wir die Unterstützung aller an den Rundschreiben interessierten Stellen unseres Fachs durch Übernahme von "Papier-Patenschaften". Das Papier für dieses erste Rundschreiben ist vom Gaswerk Hannover bereitgestellt worden.
Erstes Nachkriegsrundschreiben des DVGW vom September 1946
Unter dem Titel "Erforschung, Erschließung und Bewirtschaftung von Wasservorkommen für die Wasserversorgung" findet die erste Wasserfachliche Aussprachetagung (wat) am 11. Februar 1948 in Hannover statt.
Die zweite wat am 6. Oktober in Bielefeld beschäftigt sich mit der "Wasseraufbereitung als wissenschaftliche Aufgabe und ihre praktische Ausführung".
Diese Aussprachetagungen mit ihrem informellen Charakter sind ein Novum in der Arbeit des DVGW und dienen dem Wissens- und Erfahrungsaustausch zu tagesaktuellen Problemen. Die gas- und wasserfachlichen Aussprachetagungen des DVGW finden noch heute einmal im Jahr als "gat|wat" statt.
Wir erwarten gerne die Kritik aller Fachkreise. Sachliche Kritik fördert als treibender Motor die baldige und zweckmäßige Lösung der anstehenden Aufgaben.
Aus dem Vorwort des DVGW zur Ergebnisbroschüre der ersten wat im Februar 1948
Mit der Unterstützung des DVGW wird auch der alte DELIWA-Verein wiedergegründet. Dazu wird zunächst innerhalb des DVGW eine DELIWA-Gruppe eingerichtet. Im Oktober 1948 wird unter dem Vorsitz des früheren, langjährigen Vorsitzenden W. Köllner der „Berufsverein für das Energie- und Wasserfach“ wieder errichtet.
Im Dezember 1949 erscheint die erste Nummer der Vereinszeitschrift unter dem Titel "Neue Deliwa-Zeitschrift".
Ende der 1940er Jahre nehmen die DVGW-Prüfstellen wieder ihre Arbeit auf:
Seit Ende 1948 bilden sich in den Besatzungszonen DVGW-Landesgruppen. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland konstituieren sich mit der Landesgruppe Rheinland-Pfalz und der Landesgruppe Berlin (West) am 9.1.1950 die letzten, noch fehlenden Landesgruppen.
Der Gasbedarf in der jungen Bundesrepublik steigt von 5,5 Milliarden Kubikmeter 1948 auf 15,5 Milliarden Kubikmeter 1957. Die Spitzenbelastungen können nicht mehr durch Kohlevergasung abgefangen werden, man experimentiert mit Öl- und Sauerstoffvergasung.
Eine gemeinsame Studie von VGW und DVGW, die vom BMWi beauftragt wird, stellt 1954 für die Wasserversorgung einen zukünftigen Investitionsbedarf von sechs Milliarden DM bis 1963 fest.
1952 tritt der DVGW wieder der International Gas Union IGU bei, 1955 der International Water Supply Association IWSA.
Zur Anerkennung verdienstvoller Tätigkeiten jüngerer Fachkollegen schafft der DVGW bei der Jahresversammlung 1954 eine neue Form der Ehrung: den DVGW-Ehrenring, einen Goldreif mit den Initialien des DVGW. Er wird erstmals bei der 100-Jahrfeier 1959 vergeben und soll eine seltene Ehrung sein.
Auf der 100-Jahr-Feier werden neue Statuten erlassen. 1968 beginnt die gemeinsame Normungsarbeit von DIN und DVGW.
Der DVGW feiert sein 100jähriges Bestehen auf der Haupttagung in seiner Gründungsstadt Frankfurt am Main.
Die Mitgliedsunternehmen organisieren in Eigenregie eine historische Ausstellung.
Auf der Mitgliederversammlung werden die Statuten des DVGW neu gefasst: Schaffung eines Präsidiums mit Präsident und Vizepräsidenten für das Gas- und das Wasserfach, der Vorstand wird durch einen Wahlausschuss gewählt.
1961 entsteht in Karlstein am Main das erste deutsche Kernkraftwerk, zahlreiche weitere folgen. Bereits 1957 hat der DVGW seine ersten Empfehlungen zu Radioaktivität herausgegeben. Im November 1961 erscheint das Arbeitsblatt W 805 "Trinkwasserversorgung und Radioaktivität".
Im August 1961 wird in Berlin die Mauer gebaut, gleichzeitig wird die innerdeutsche Grenze befestigt. In diesem Kontext wird im November 1961 der DVGW-Hinweis W 801 zur Notstandsplanung in der zentralen öffentlichen Trinkwasserversorgung veröffentlicht.
Als Notstände gelten "Naturkatastrophen, Unglücks- und Schadensfälle, Einwirkung konventioneller Kampfmittel oder A-B-C-Waffen".
Große Sorgen bereitet der zwangsläufige Anfall radioaktiver Abfallstoffe, die Luft, Wasser und Boden - gegebenenfalls nachhaltig - verunreinigen können.
Aus dem DVGW-Arbeitsblatt W 805, November 1961
Seit 1948 gibt es die jährlichen wasserfachlichen Aussprachetagungen. Nun kommt das erfolgreiche Konzept erstmals auf der Gasseite zum Tragen.
Die erste gasfachliche Aussprachetagung gat findet in Essen statt.
Erdgas aus einheimischer und ab 1963 auch aus ausländischer Förderung wird anfangs dem Kokereigas zugesetzt, um den Brennwert zu steigern. Die erste größere Stadt, die ganz auf Erdgas umstellt, ist 1960 Oldenburg.
1983 entfallen schon 75 Prozent des gesamten Gasaufkommens auf Erdgas. Schließlich erfolgt von 1985 - 1988 auch in Berlin (West) die Umstellung auf Erdgas.
Vorteile des Erdgases gegenüber Kokereigas sind sein annähernd doppelt so hoher Brennwert, der die Leistungfähigkeit der Speicher und Rohrleitungen erhöht, und seine Ungiftigkeit.
1968 wird eine Vereinbarung zwischen DVGW und DNA, dem heutigen "DIN Deutsches Institut für Normung e. V." geschlossen, wonach ein Fachnormenausschuss Gastechnik in der Trägerschaft des DVGW gebildet werden soll.
Dieser heute NAGas (Normenausschuss Gastechnik) genannte Normenausschuss erarbeitet Normen, für die keine anderen Normenausschüsse auf diesem Fachgebiet bestehen. Normen anderer Ausschüsse, die das Gasfach tangieren und sicherheitstechnische Anforderungen enthalten, werden nur im Einvernehmen mit dem DVGW erstellt und durch Vorstandsbeschluss in das DVGW-Regelwerk aufgenommen.
Der Geschäftsführer des NAGas wird seit seiner Gründung vom DVGW gestellt.
1971 nimmt die Bundesregierung in ihrer Umweltpolitik zwei bedeutsame Grundpfeiler auf: Verursacherprinzip und Vorsorgeprinzip. Der Gewässerschutz ist und bleibt eine staatliche Aufgabe.
1975 wird in der Trinkwasserverordnung neu festgelegt, dass Trinkwasser frei von Krankheitserregern zu sein habe. Pestizide treten verstärkt in den Gewässern auf, eine Problematik, die den DVGW bis heute beschäftigt.
Die Überwachung der Trinkwasserressourcen im Sinne einer „Wareneingangskontrolle“ steht im Fokus der Überwachung durch die Wasserversorger. Eine Rolle, zu der sich der DVGW 1983 klar positioniert. Das Monitoring, das der Erkennung von Gewässerbelastungen dient, ist jedoch eine hoheitliche Aufgabe, die den staatlichen Behörden obliegt.
Nach vierjähriger Arbeit erscheint der DVGW-Hinweis GW 100 "Das DVGW-Regelwerk", der die Erstellung des DVGW-Regelwerks regelt, von den ausarbeitenden Gremien über die Mitarbeit der Fachöffentlichkeit bis zur Verabschiedung.
Die GW 100 erscheint in verschiedenen Überarbeitungen, seit 2002 als Geschäftsordnung des DVGW.
Der DVGW verfolgt mit der Aufstellung und der Herausgabe des DVGW-Regelwerkes keine wirtschaftlichen Interessen. Er ist bestrebt, technisch-wirtschaftliche Lösungen zu erarbeiten.
DVGW-Hinweis GW 100, Januar 1973
1973 zieht die Geschäftsstelle von Frankfurt am Main nach Eschborn. Bereits 1952 war die Geschäftsstelle von Hannover nach Frankfurt verlegt worden.
Im gleichen Jahr erhält der DVGW erstmals ein eigenes Logo, eine Gasflamme über einer Wasserfläche in einem gleichschenkligen Dreieck.
Die Mitgliedersammlung beschließt am 1. Juni 1976 einen neuen Namen: "DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. - technisch-wissenschaftliche Vereinigung". Da längst auch Frauen Mitglied im DVGW sind, ist die Bezeichung "Fachmänner" nicht mehr zeitgemäß.
1981 wird die erste Schadens- und Unfallstatistik für die öffentliche Gasversorgung erstellt. Die Statistik gibt Auskunft über die mögliche Störanfälligkeit von Rohrnetzen und Bauteilen, über Ursachen von Unfällen sowie über die Störanfälligkeit von und Unfällen an Kundenanlagen.
Auf Basis ursachenorientierter Schadens- und Unfallanalysen wird das sogenannte ganzheitliche Sicherheitskonzept des DVGW entwickelt. Mit diesem Konzept werden für jede ursachenrelevante Zielgruppe (Installateure, Versorgungsunternehmen, Rohrleitungsbauer etc.) konkrete Technikverbesserungen und Maßnahmen definiert, die nachhaltig für ein hohes Sicherheitsniveau der deutschen Gasversorgung sorgen.
Eine entsprechende Statistik für die Wasserversorgung wird 1999 eingeführt.
1983 erscheint die erste Ausgabe der DVGW-Nachrichten, der Mitgliederzeitschrift des DVGW.
Die DVGW-Nachrichten erscheinen bis Ende 1999, danach werden sie anlässlich der DVGW-DELIWA-Fusion mit der "Neuen DELIWA-Zeitschrift" zusammengelegt und erscheinen ab Januar 2000 als "DVGW energie | wasser-praxis".
Zum 125jährigen Jubiläum 1984 wird zur Förderung des Ingenieurnachwuchses der DVGW-Studienpreis gestiftet. Er ist mit 10.000 DM dotiert und wird an Diplomarbeiten auf dem Gebiet des Gas- und Wasserfaches vergeben. Aktuell beträgt das Preisgeld 10.000 Euro.
Die World Gas Conference der International Gas Union ist die größte internationale Veranstaltung der Gaswirtschaft. Sie findet alle drei Jahre in wechselnden Ländern statt.
Der DVGW organisiert den 16. IGU-Kongress in München 1985. An der viertägigen Konferenz nehmen mehr als 3.600 Fachleute aus 55 Ländern teil.
Auch die Weltgaskongresse 1967 in Hamburg und 1991 in Berlin werden vom DVGW ausgerichtet.
1990 erfolgt die Vereinsgründung in den neuen Bundesländern. 2000 fusionieren DVGW und DELIWA zu einem Gesamtverein.
Die friedliche Revolution in der DDR führt zum endgültigen Zerfall des dortigen politischen Systems. Im März 1990 gibt es demokratische Volkskammerwahlen. Nach der Zustimmung zum Einigungsvertrag tritt am 3. Oktober 1990 die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei.
Am 16. Februar 1990 gibt es den ersten offiziellen Kontakt zwischen dem Vorstand der Wissenschaftlichen Sektion Gas/Kohleveredelung der Kammer der Technik (der Berufsorganisation der Ingenieure in der DDR) und dem DVGW.
Am 10. Mai 1990 wird in Dresden die DVGW-Landesgruppe Ost (Wasser) gegründet, am 27. Juli 1990 in Leipzig die DVGW-Landesgruppe Ost (Gas). 1991 wird die DVGW-Landesgruppe Berlin/Brandenburg neu gebildet. Nach der Auflösung der Kammer der Technik treten viele ihrer ehemaligen Mitglieder aus dem Bereich Gas und Wasser in den DVGW oder den DELIWA-Verein ein.
1991 richtet der DVGW in Dresden eine Wassermeisterschule für die neuen Bundesländer ein. Aus dem vormaligen Forschungszentrum Wassertechnik in Dresden wird die DVGW-Forschungsstelle Dresden.
Die Braunkohlenutzung in den Neuen Bundesländern zur Stadtgaserzeugung wird durch die Nutzung von Erdgas abgelöst. Von 1991 bis 1997 werden 2,8 Millionen Haushalte umgestellt und 450.000 neue Kunden an das Gasnetz angeschlossen. Pro Jahr werden so rund 450.000 Haushalte in die Erdgasversorgung eingebunden, ein enormer Aufwand für Gasversorgungsunternehmen und Installateure.
Durch die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes führt der Gesetzgeber das Prinzip des Wettbewerbs nun auch für die leitungsgebundene Energiewirtschaft ein. Der diskriminierungsfreie, einfache und transparente Zugang zu den Gasnetzen für Dritte ist das Ziel des liberalisierten europäischen Gasmarktes.
Am 4. Juli 2000 veröffentlichen die Verbände der Energiewirtschaft eine "Verbändevereinbarung zum Netzzugang für Erdgas".
2001 erarbeitet der DVGW die "Technischen Rahmenbedingungen für den Netzzugang bei Erdgas" (G 2000).
2006 übernimmt die 2004 eingerichtetete Bundesnetzagentur die Aufsicht über die Strom- und Gasmärkte in Deutschland.
DVGW und DELIWA schließen sich zu einem Verein zusammen. Der neue Name ist "DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. - technisch-wissenschaftlicher Verein".
Die Mitgliederzahl verdoppelt sich annähernd von 6.500 auf 12.600 (im Vergleich zum alten DVGW). Der Anstieg ist zum Großteil auf die Gruppe der persönlichen Mitglieder zurückzuführen.
Das erfolgreiche Konzept der DELIWA-Bezirksgruppen wird auch nach der Fusion weitergeführt. 63 DVGW/DELIWA-Bezirksgruppen betreuen die rund 9.200 persönlichen Mitglieder vor Ort.
2016 kann der DVGW sein 10.000. persönliches Mitglied begrüßen. Durch die Fusion zweier Bezirksgruppen beträgt die Anzahl der DVGW-Bezirksgruppen nun 62.
Der DVGW führt ein umfangreiches Verfahren zur Überprüfung des Technischen Sicherheitsmanagements (TSM) von Gas- und Wasserversorgungsunternehmen ein, um das eigenverantwortliche Handeln der Unternehmen sowie die Kompetenz der technischen Selbstverwaltung der öffentlichen Gas- und Wasserversorgung zu stärken.
Drei Jahre später haben bereits über 200 Unternehmen den TSM-Prozess durchlaufen. Ende 2018 sind rund 700 TSM-Bestätigungen gültig.
Der zweite weltweite Kongress der International Water Association findet in Berlin statt, der DVGW ist der nationale Organisator.
Unter dem Motto "Efficient Water Management – Making It Happen" erleben 2.500 Experten aus über neunzig Ländern einen richtungweisenden Weltkongress und eine hochkarätige Wasserfachmesse.
Gut ein Jahr planen die Verantwortlichen beim DVGW und bei der IWA International Water Association, London, intensiv, bis alles aus einem Guss ist: insgesamt neun Tage volles Programm unter dem Leitmotiv "Water. Mirror of the World".
Wasser ist wichtiger als Öl
Bundespräsident Johannes Rau in seiner Begrüßungsrede zum 2nd IWA World Water Congress
Im Juni 1991 erscheint die erste Ausgabe des G 262 zur Nutzung von Deponie-, Klär- und Biogasen. Zu der Zeit werden diese Gase in der Regel zur Deckung des betrieblichen Eigenbedarfs verbraucht.
Mit der Neuausgabe von November 2004 werden erstmals die Beschaffenheitsanforderungen an Biogase zur Einspeisung in Erdgasnetze spezifiziert.
Mit dem Erscheinen der VP 265-1: "Anlagen für die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas in Erdgasnetze - Teil 1: Fermentativ erzeugte Gase; Planung, Fertigung, Errichtung, Prüfung und Inbetriebnahme" ist 2008 das wesentliche Regelwerk zur Nutzung von regenerativen Gasen erarbeitet.
Bereits 2002 beauftragt der Forschungsbeirat Gas beim DVGW eine Studie zu Wasserstoff in der Erdgasinfrastruktur.
Die deutsche Wasserwirtschaft, vertreten durch DVGW, ATT, BGW (später BDEW), DBVW, DWA und vku, legt erstmals ein umfangreiches Gesamtbild der Wasserbranche vor.
2008, 2011 und 2015 erscheinen weitere Ausgaben. die einen aktuellen Überblick über die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Deutschland geben.
Das Branchenbild dokumentiert die im europäischen und internationalen Vergleich hohe Leistungsfähigkeit der deutschen Wasserwirtschaft in Bezug auf Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit der Versorgungs- und Entsorgungsleistungen, wirtschaftliche Effizienz und Kundenzufriedenheit.
Demografischer Wandel, der sich abzeichnende Klimawandel, der verfeinerte Nachweis und die Minimierung des Eintrags anthropogener Spurenstoffe sowie Nutzungskonflikte mit Industrie, Landwirtschaft und energiepolitischen Zielen.
Die aktuellen Herausforderungen der deutschen Wasserwirtschaft, aus dem Branchenbild 2015
Der Jubiläumskongress 2009 schlägt alle Rekorde. 2014 wird der DVGW neu ausgerichtet und ein hauptamtlicher Vorstand bestellt.
Die DVGW-Innovationsoffensive Gas startet. Ziel ist die Mobilisierung von technologischen Gas-Innovationen zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Im Herbst 2011 liegen die ersten Ergebnisse vor, die Innovationsoffensive wird verlängert und auf rund 30 Forschungsprojekte ausgeweitet.
Die Schwerpunkte:
Wasserstoff wird ab 2012 im Cluster Power-to-Gas zu einem der Forschungsschwerpunkte des DVGW.
Der Jubiläumskongress schlägt alle Rekorde. Unter dem Motto „Elemente die bewegen“ lädt der DVGW seine Mitglieder nach Leipzig ein.
Knapp 5.000 Branchenvertreter feiern mit und informieren sich über neueste technologische Entwicklungen und energie- und wasserpolitische Zielvorgaben.
Die 140. Mitgliederversammlung des DVGW ist mit ca. 2.000 Teilnehmern die größte ihrer Art in der 150-jährigen Vereinsgeschichte.
Ihren bewegenden Höhepunkt findet die Veranstaltung in einem Gemeinschaft stiftenden Festabend Art mit mehr als 4.500 Gästen.
Die Mitgliederversammlung beschließt im Juli 2014 Satzungsänderungen, die den DVGW organisatorisch zukunftsgerichtet aufstellen. Mit der Neuausrichtung der ehrenamtlichen Spitzengremien und der Bestellung eines hauptamtlichen Vorstands wird eine zeitgemäße strukturelle Anpassung der verbandlichen Führungsstrukturen in die Wege geleitet.
Seit Juli 2014 ist Prof. Dr. Gerald Linke Vorstandsvorsitzender des DVGW. Ab Februar 2020 wird Wolf Merkel Vorstand (Ressort Wasser).
2014 schließen DIN und DVGW eine Kooperationsvereinbarung, die die zukünftige Zusammenarbeit regelt. Mitte 2015 nehmen DIN-DVGW-Gemeinschaftsausschüsse für die Normung und Regelsetzung im Trinkwasserbereich ihre Arbeit auf. Nun können DVGW-Regeln oder DVGW-Inhalte direkt als deutsche Vorschläge in die europäische und internationale Normung eingebracht werden.
Als 100prozentige Tochtergesellschaft des DVGW entwickelt die DVGW Kongress innovative Konferenzen, Seminare, Kongresse, Messen und Online-Formate im Bereich Gas und Wasser sowie zu übergreifenden Themen der Energiewirtschaft.
Die neuartige Infektionskrankheit breitet sich sprunghaft aus – mit weitreichenden Folgen für das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben. Der DVGW bildet einen Krisenstab, Handlungsempfehlungen zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit werden als DVGW-Rundschreiben veröffentlicht. Gesetzliche Vorgaben schränken das öffentliche Leben ein. Die Folgen: die IFAT wird abgesagt, kurz danach die gat|wat. Der DVGW reagiert flexibel und führt bereits im April erste Online-Veranstaltungen der Beruflichen Bildung durch. Auch die Gremienarbeit wird digitalisiert und Sitzungen finden nicht mehr nur ausschließlich in Präsenz, sondern zunehmend digital statt.
Hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards gewährleisten zudem, dass nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand eine Verbreitung des Corona-Virus über die Trinkwasserversorgung ausgeschlossen werden kann.
Gerald Linke, DVGW-Vorstandsvorsitzender in einer Presseinformation vom 3. März 2020
Am 17. März 2021 gibt der DVGW den Startschuss für die größten Investitionen in seiner Vereinsgeschichte: 15 Millionen Euro fließen in den kommenden fünf Jahren in das Innovationsprogramm Wasserstoff unter dem Motto „Zeit für einen Stoffwech2el“. Das Ziel: die wirtschaftliche, umweltverträgliche und sicherere Versorgung mit klimaneutraler Energie zu schaffen. Am 2. Juni 2021 startet das Zukunftsprogramm Wasser mit dem Leitmotiv „Zukunft Wasser: eine sichere Ressource für uns alle“ mit einem Gesamtbudget von rund fünf Millionen Euro.
Die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch ASUE wird unter dem Dach des DVGW fortgeführt. Im Fokus stehen dabei die Themen Effizienz und Wasserstofftransformation der Gaswirtschaft.
Die Unterbrechung der Gasversorgung aus Russland führt zu einer Krise der deutschen Gaswirtschaft. Umso stärker wird der Wasserstoffhochlauf forciert.
Mit weiteren Verbänden richtet der DVGW einen Krisenstab ein, der wöchentlich tagt und die Situation aufs Neue bewertet. Für Energieunternehmen in der Ukraine werden Sachspenden gesammelt. Die Gaslieferungen aus Russland, dem bislang wichtigsten Lieferanten Deutschlands, fließen weiterhin, jedoch wird jederzeit ein Lieferstopp befürchtet.
Mit dem Angriffskrieg Russland auf die Ukraine hat das Bild einer sicheren Energieversorgung mit uneingeschränkt nach Deutschland fließenden Energiemengen eine Zäsur erfahren.
Gerald Linke, DVGW-Vorstandsvorsitzender
Im Oktober 2020 haben sich inzwischen 37 Projektpartner in der Initiative H2vorOrt zusammengeschlossen. Ziel ist es, Wasserstoff über die Gasverteilnetze für alle nutzbar machen, um eine regionale Energiewende mit Wasserstoff vor Ort zu ermöglichen.
Der DVGW gestaltet mit H2vorOrt und dem VKU den Transformationsprozess der Gasverteilnetze und stellt die erste Ausgabe des „Gasnetzgebietstransformationsplans“ (GTP) vor. Dieser setzt sich aus Einzelplanungen aller Verteilnetzbetreiber zusammen und betrachtet die „H2-Readiness“ von Netzen und Anlagen, darauf aufbauende technische Umstellungen einzelner Netzabschnitte sowie weitere Konzepte zur Erreichung der Klimaneutralität.
Mehrere Unterwasserexplosionen beschädigen drei Stränge der beiden Pipelines in der Ostsee. Damit endet die Gaslieferung über Nord Stream 1. Nord Stream 2 hatte nach Abschluss der Bauarbeiten als Reaktion auf den Ukrainekrieg keine Zertifizierung seitens der Bundesnetzagentur erhalten und wurde deshalb nie in Betrieb genommen.
Die Preise für den Energieträger Erdgas steigen sehr stark. Norwegen wird zu Deutschlands wichtigstem Gaslieferanten und die Versorgung mit verflüssigtem Erdgas (LNG) nimmt an Bedeutung zu. Mehrere LNG-Terminals werden an den deutschen Küsten geplant. Ein interaktives Tool auf der DVGW-Website informiert über die tagesaktuellen Füllstände der Gasspeicher und prognostiziert die Reichweite.
Das BMWK fördert seit Jahresbeginn das Verbundprojekt Normungsroadmap Wasserstofftechnologien von DIN, DKE, DVGW, NWB, VDA, VDI und VDMA. Das Projekt entwickelt unter Federführung von DIN und DVGW den strategischen Fahrplan für die Wasserstoffnormung und stößt Normungs- und Standardisierungsprojekte an. Am 12. September wird das erste Ergebnis veröffentlicht, eine Datenbank der aktuell bereits bestehenden 919 technischen Regeln und Normen.
Seit 2020 arbeitet die Bundesregierung an der Nationalen Wasserstrategie (NWS). Am 8. Juni 2021 wird der Entwurf vorgelegt und am 15. März 2023 wird die NWS im Bundeskabinett verabschiedet. Am gleichen Tag veröffentlichen DVGW und DWA die Vision einer wasserbewussten Gesellschaft für das Jahr 2100. Die Vision 2100 ist der erste Meilenstein der Roadmap 2030, mit der praxisorientierte Handlungsempfehlungen für die Wasserwirtschaft entwickelt werden sollen.
Die Politik hat die hohe Bedeutung einer nachhaltigen und sicheren Wasserwirtschaft erkannt. Die Ziele der Nationalen Wasserstrategie sind sehr zu begrüßen, die auf die Vorsorge gerichteten Handlungsansätze sind gut und folgerichtig. Jetzt muss die Strategie zeitnah und vor allem konkret umgesetzt werden.
Wolf Merkel, Vorstand Wasser des DVGW
Am 28.September 2023 wird auf der 148. ordentlichen Mitgliederversammlung des DVGW die Gründung des Jungen DVGW beschlossen. Mit über 100 Teilnehmenden findet am 2. November 2023 die Auftaktveranstaltung der Nachwuchsorganisation statt. Mehrere Arbeitsgruppen werden ins Leben gerufen, die sich mit dem Aufbau und inhaltlichen Schwerpunkten des zukünftigen Jungen DVGW befassen. Die offizielle Gründung erfolgt am 13. Mai 2024 im Rahmen der IFAT 2024.