Berufliche Weiterbildung und Interessenvertretung für die Praktiker des Gas- und Wasserfaches – diese Grundkonstanten prägten den 1906 gegründeten DELIWA-Verein bis zur Fusion mit dem DVGW im Jahr 2000.
Aus der Praxis für die Praxis
Kein Angestellter oder Beamter der Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke darf in unseren Reihen fehlen.
Aufruf zur DELIWA-Mitgliedschaft, 1927
Die von gesellschaftlichen Konventionen und starken Standesunterschieden geprägte Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich kann als entscheidende Ursache für die Entstehung des späteren DELIWA-Vereins gesehen werden. Die Führungskräfte bzw. Leiter größerer Werke waren bereits seit 1859 im "Deutschen Verein von Gas- und Wasserfachmännern" (dem späteren DVGW) organisiert, um sich sowohl beruflich als auch wissenschaftlich auszutauschen.
Auf Grund des damals allgemein ausgeprägten Standesbewusstseins blieb jedoch dem "Mittelstand" des Faches die Vereinsmitgliedschaft verwehrt, so dass Meister, Ingenieure und Techniker keine vergleichbare Vereinigung hatten, die dem Wissenstransfer und der Vernetzung diente.
In diese Lücke stieß schließlich der am 22. Juli 1906 in Berlin gegründete „Verein technischer Beamten des Gas- und Wasserfaches", der sich die berufliche Bildung und Interessenvertretung für Praktiker als Ziel gesetzt hatte.
Wegen interner Unstimmigkeiten war bereits kurz nach der Gründung ein Ableger des Vereins unter dem Namen „Verbandes mittlerer technischer Gas- und Wasserfachbeamten“ in Duisburg-Ruhrort entstanden. 1908 kam es noch zu einer weiteren Abspaltung, die sich „Deutscher Gastechniker-Verband“ nannte.
Nach mehreren gegenseitigen Einladungen und letztlich der Erkenntnis, dass die "Vereine gleiche Ziele und Tendenzen verfolgen", erfolgte am 4. Juni 1911 auf einer Generalversammlung in Köln der Zusammenschluss unter dem Namen "Verband Deutscher Gas- und Wasserfachbeamten e.V.“ (VDGW).
Im Zuge der Veranstaltung fand gleichzeitig auch eine Fachausstellung sowie zum ersten Mal ein Informationskursus für Angestellte und Beamte des Gas- und Wasserfaches statt. Der soeben neu entstandene Verband setzte somit den Grundstein für die berufliche Bildung in der Branche.
Bereits zwei Jahre nach dem Zusammenschluss verteilten sich rund 2000 Mitglieder auf 32 Bezirksvereine in ganz Deutschland.
Der hauptsächlich aus technischen Angestellten des Gas- und Wasserfaches bestehende Verband beschloss im Jahr 1918 sein Mitgliederspektrum auszuweiten. Nun fanden auch Techniker und Meister des Elektrizitätsfaches sowie kaufmännische Beamte und Angestellte Aufnahme in seinen Reihen.
Um diese Erweiterung auch im Verbandsnamen auszudrücken, beschloss man die Umbenennung in „Verband deutscher Licht- und Wasserfachbeamten e.V.“ mit der Abkürzung VDLW. Ein Jahr später wurde sie von der Kurzbezeichnung DELIWA (DEutsche LIcht- und WAsserfachbeamten) abgelöst, die bis zur Fusion im Jahre 2000 prägend für den Verband sein sollte.
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation nach dem Ersten Weltkrieg, stieg die Mitgliederzahl von DELIWA kontinuierlich und lag im Jahr 1921 bereits bei 2351.
Die fortschreitende technische Entwicklung stellte immer höhere Anforderungen an die Beschäftigten in Gas- und Wasserwerken und verlangte von ihnen immer stärker auch ein "gewisses Maß theoretischer Fachkenntnisse". Um diese berufsbegleitend zu vermitteln, führte DELIWA im Jahr 1925 zum ersten Mal einen technischen Fernunterrichtskurs durch. Über 2 ½ Jahre hinweg erhielten die Teilnehmer monatlich Unterrichtsmaterialien und mussten Aufgaben u.a. in den Bereichen Chemie, Zinsrechnung, Gesetzeskunde oder Geometrie lösen. Nach dem Erfolg des technischen Fernunterrichts führte DELIWA zusätzlich auch kaufmännische Kurse ein.
Die berufliche Bildungsarbeit von DELIWA fand bereits früh Unterstützung durch den DVGW, was die Zusammenarbeit der beiden Vereine verstärkte: „Der DVGW begrüßt [...] den Fernunterricht, der von ihm ideell und materiell gefördert wird, und bittet die Gas- und Wasserwerke, ihre Werksangehörigen auf diese Kurse hinzuweisen und ihnen die Teilnahme daran auch finanziell zu erleichtern.“
Nach der Machtergreifung im Jahr 1933 erfasste die einsetztende "Gleichschaltung", mit der das heterogene Vereins- und Verbandsleben in Deutschland aufgelöst und vollständig im nationalsozialistischen Staats- und Gesellschaftsgefüge aufgehen sollte, auch DELIWA. Mit einer Satzungsänderung versuchte man bereits 1934, einer drohenden Auflösung zu entgehen und Kooperationsbereitschaft mit dem neuen Regierungskurs zu zeigen. So mussten DELIWA-Mitglieder fortan "arischer Abstammung" sein und ein "Führerprinzip bis zur letzten Untergruppe" sollte die Linientreue belegen.
Doch auch die Berufung eines überzeugten Nationalsozialisten zum Vereinsführer konnte den Unmut der "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) nicht mindern. Auf Betreiben dieses NS-Verbandes der Arbeitgeber und -nehmer wurde DELIWA im Jahr 1938 als "staatsfeindliche gewerkschaftliche Organisation" aufgelöst. Durch die Intervention der Vereinsführung an höchster Stelle, konnte die Zwangsauflösung zunächst rückgängig gemacht werden, bis sie schließlich 1942 erneut beschlossen und auch umgesetzt wurde. Die berufsfachliche Arbeit von DELIWA konnte bis Kriegsende jedoch als "Fachgebiet Betrieb" im DVGW weitergeführt werden.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bestand DELIWA zunächst als "Gruppe DELIWA" im DVGW fort. Mit dessen Unterstützung konnte sich DELIWA dann am 1. Oktober 1948 wieder als selbstständiger Verein konstituieren und seine reguläre Arbeit aufnehmen.
Bereits im darauffolgenden Jahr fand wieder ein Berufsbildungsseminar mit dem Titel "Fachkurse für das technische Personal der Wasserwerke" statt und die erste Ausgabe des Vereinsorgans „Neue DELIWA-Zeitung“ erschien.
Die Eintragung unter dem Namen "DELIWA-VEREIN e.V., Berufsverein für das Gas- und Wasserfach" erfolgte schließlich im Jahr 1953 und der traditionsreiche Verein zählt schon wieder 1379 Mitglieder.
Die bereits seit Jahrzehnten bestehende intensive Kooperation von DVGW und DELIWA wurde mit einer am 19. März 1975 beschlossenen „Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen DVGW und DELIWA-Verein e.V.“ untermauert, um die Arbeit und Aufgaben der beiden Vereine insbesondere in der beruflichen Bildung noch besser abzustimmen.
Mitglieder, die beiden Vereinen angehörten, profitierten nun von einer Beitragsermäßigung und die lokalen Organisationsstrukturen von DVGW-Landesgruppen sowie DELIWA-Bezirksgruppen wurden eng miteinander verzahnt.
Kurz nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 nahm DELIWA Kontakt zu Energie- und Wasserversorgungsunternehmen sowie den Aus- und Weiterbildungsorganisationen in Mitteldeutschland auf. Um die erfolgreiche DELIWA-Arbeit auch hier umsetzen zu können, entstanden mehrere Landes- und Bezirksgruppen in den neuen Bundesländern, für die als zentrale Stelle das 1991 eingerichtete DELIWA-Büro Dresden diente.
Nach einer Satzungsändetrung lautete der Vereinsname seit 1990 „DELIWA Berufsvereinigung für das Energie- und Wasserfach e.V.".
Auf einer Hauptversammlung im Jahr 1998 beschlossen DVGW und DELIWA die Fusion beider Verbände, um so die Kräfte zu bündeln und das Dienstleistungsportfolio für die Mitglieder noch weiter zu verbessern. Die Zusammenlegung erfolgte schließlich am 1. Januar 2000, was zu einer der größten und nachhaltigsten Veränderungen in der Vereinsstruktur des DVGW führte.
So stiegen die Mitgliedszahlen zwischen 1999 und 2000 schlagartig von 6.552 auf 12.637 an, was insbesondere auf die zahlreichen ehemaligen persönlichen DELIWA-Mitglieder zurückzuführen war. Hierbei kam den heute noch bestehenden 62 Bezirksgruppen eine besondere Bedeutung zu, die die Vereinsarbeit weiter auf regionaler Ebene koordinieren und durchführen.
Mit der Fusion entstand zudem die gemeinsame Mitgliederzeitschrift "DVGW energie | wasser-praxis", die die beiden bisherigen Vereinsorgane zusammenführte.