27. April 2023
Eine veränderte Landnutzung und der Klimawandel haben bereits heute in manchen Regionen Deutschlands zur Folge, dass der steigende Wasserbedarf der Landwirtschaft in Kombination mit der öffentlichen Trinkwasserversorgung zu einem angespannten Wasserhaushalt führen. Nutzungskonkurrenzen werden mit zunehmender Verschärfung des Klimawandels wahrscheinlicher. Um Lösungsansätze für potenzielle Konflikte zu entwickeln, führte der DVGW im Rahmen seines Zukunftsprogramms Wasser das Forschungsprojekt VERTIKAL durch. Ziel war es, Ansatzpunkte sowie konkrete Verfahren und Maßnahmen zum Management der begrenzten Grundwasser-Ressourcen zu erarbeiten.
Anhand einer Literaturrecherche und Experteninterviews haben Forschende des DVGW-Technologiezentrums Wasser TZW und vom IWW Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung eine Reihe von Handlungsempfehlungen für die einzelnen Akteure erarbeitet. Demnach muss für eine robuste Planungsgrundlage die Situation in einem Wassereinzugsgebiet genauestens bekannt sein und ausreichende Daten zu Niederschlags- und Sickerwassermengen sowie aller Wasserentnahmen vorliegen. „Für die nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen müssen alle Nutzergruppen an einem Strang ziehen. Ein partizipativer Planungsprozess und die finanzierbare Erschließung alternativer Wasserquellen sind ebenso notwendig wie eine umfassende Datenkenntnis des lokalen Wasserhaushaltes vor Ort. Dafür benötigen wir klare Governance-Strukturen, die den Dialog zwischen den betroffenen Akteuren sicherstellen, zum Beispiel durch die Einberufung von ‘Runden Tischen’, die aber auch Konflikte klar adressieren und im Notfall Nutzungsbeschränkungen aussprechen“, erklärt DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel zum Fazit der Studie.
Entscheidend für den Erhalt des natürlichen Wasserhaushalts ist schließlich, dass alle Nutzergruppen wasserbewusst handeln: Die Landwirtschaft sollte ihre Flächen wasserschonend bearbeiten, etwa durch eine Optimierung der eingesetzten Bewässerungstechnik und den Anbau klimaresilienter Fruchtarten. Ein Zusammenschluss in einem Beregnungsverbund, der die Bewässerung organisiert, kann bei der Vernetzung und der Kommunikation mit den involvierten Stakeholdern helfen. Die Wasserversorger wiederum können dadurch unterstützen, dass sie ihr technisches Knowhow zur Wasseraufbereitung oder Grundwasseranreicherung sowie Daten zum Wasserhaushalt in ihrem Einzugsgebiet bereitstellen. In der Verantwortung der Genehmigungsbehörden stehen unter anderen die Überwachung und Kontrolle aller Entnahmen sowie der Wasserqualität.
Über allem technischen Knowhow und Monitoring steht jedoch ein offener und kontinuierlicher Dialog aller beteiligten Akteure. „Ziel der Maßnahmen muss sein, den Bedarf der öffentlichen Wasserversorgung angemessen zu berücksichtigen und deren Priorität zu garantieren, ohne dass es zu Einschränkungen in der landwirtschaftlichen Bewässerung kommen muss“, ergänzt Merkel.
Die Handlungsempfehlungen wurden in einem Konzeptpapier zusammengestellt. Das Forschungsprojekt ist Teil des DVGW-Zukunftsprogramms Wasser zur Sicherung der Wasserversorgung. Es verfolgt insbesondere die nachhaltige Nutzung aller Wasserressourcen im gesamten Wasserkreislauf. Auch werden die Weichen gestellt für Innovationen, die zur langfristigen Sicherung der deutschen Wasserversorgung dienen.