Wasser
19. Oktober 2020
Stell dir vor... du kannst durch Faulheit den Planeten retten - und dabei noch Geld sparen!
Eine simple Wasserkaraffe brachte im Herbst 2010 ein paar Berliner Studenten auf eine Idee: Wer nur noch Leitungswasser trinkt, spart nicht nur eine Menge Geld, sondern hilft auch dabei, klimaschädliches CO2 und Plastikmüll zu vermeiden.
Dieser Abend gilt als die Geburtsstunde des Vereins „a tip: tap“, was auf Englisch natürlich viel cooler klingt als „Ein Tipp: (Trink aus dem) Wasserhahn“. Der Witz an der Sache: Die kleine Gewohnheitsumstellung funktioniert ohne Verzicht und ist sogar viel bequemer. Denn wer schleppt schon gerne Wasserkisten in den fünften Stock oder gibt Geld für etwas aus, das (fast) nichts kostet?
Etwa 60 Leitungswasser-Enthusiasten mit ganz unterschiedlichen Backgrounds engagieren sich heute bei a tip: tap. Und es werden immer mehr, denn inzwischen der Verein setzt deutschlandweit Projekte um. Was die meisten dabei antreibt, ist der Klimawandel. „Wir wollen effektiven Klimaschutz mit einfachen Mitteln erreichen“, sagt Julian, hauptamtlicher Mitarbeiter von a tip: tap. Wer kein Flaschenwasser kauft, spart sowohl seine Transportwege als auch Transporte durch ganz Deutschland oder Europa, oft mit dem Lkw. Viele Plastikflaschen bestehen nach wie vor aus Neumaterial, für deren Herstellung Rohöl eingesetzt wird. Das belastet das Klima und verbraucht endliche Ressourcen. Ein anderes Problem bei Wasser aus Plastikflaschen ist die große Umweltbelastung. Nach Informationen des Umweltbundesamtes dauert es bis zu 450 Jahre, bis sich so eine PET-Flasche auflöst, und das nicht mal vollständig. Ein Teil gelangt in Form von Mikroplastik in die Umwelt.
Mit dem Projekt „Wasserwende – Trinkwasser ist Klimaschutz“ setzt sich a tip: tap in großem Stil für den Umstieg auf Leitungswasser ein. Angefangen haben die Trinkwasser-Freunde damit im Neuköllner Reuterkiez. Dort weihten sie den ersten öffentlichen Kiezbrunnen ein. In den Jahrzehnten davor waren reihenweise solcher Brunnen stillgelegt worden. Um auch in den anderen Kiezen aktiv zu werden, wurde das Pilotprojekt „Wasserkiez – Leitungswasserfreundlicher Mariannenkiez und seine Nachbarschaft” aus der Taufe gehoben. Mit im Boot sind neben a tip: tap das DVGW-Mitgliedsunternehmen Berliner Wasserbetriebe, das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und weitere Partner. Die stolze Projektbilanz nach zwei Jahren: zwei öffentliche Trinkbrunnen, zwei Trinkbecken und 50 Refill-Stationen in Läden, Cafés und Restaurants, wo jeder gratis seine Trinkflasche mit Leitungswasser nachfüllen kann. Dazu kommen 20 Aufklärungsprojekte an Schulen und Kitas sowie Tausende neuer Leitungswasser-Fans im Kiez, die a tip: tap überzeugt hat.
In einem Dutzend deutscher Städte entstehen derzeit zusammen mit den Trinkwasserversorgern vor Ort weitere „Wasser-Quartiere“ ähnlich dem Berliner Vorbild – etwa in Chemnitz, Gelsenkirchen, Erfurt, Karlsruhe oder Marburg. Rund 500.000 Bürger in den Projektgebieten machen schon mit beim Umstieg von Flaschen- auf Trinkwasser und leisten so einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Unternehmen, Vereine, Schulen und Verwaltungen, die bereits von Flaschen- auf Leitungswasser umgestiegen sind, können sich mit dem Label „leitungswasserfreundlich“ von a tip: tap schmücken.
Der Verein stellt auch Infomaterial zum Trinkwasser-Thema bereit, entwickelt Bildungsangebote und bietet Beratung für öffentliche Einrichtungen an. In der YouTube-Serie „Die Besserwasser“ geht a tip: tap populären Irrtümern über Trinkwasser auf den Grund: Ist Kalk giftig? Befinden sich Arzneimittel-Rückstände im Leitungswasser? Mit Witz und Wissen rückt das Expertinnen-Duo Lea und Steffi die Fakten gerade.
Unser Fazit: Tschüß, Flaschenwasser, Hey, Leitungswasser! - Und jetzt wieder ganz gemütlich zurück auf die Couch...