Die Energiewende braucht die Speicherfunktion der Gasinfrastruktur
Strom aus Wind- oder Sonnenenergie kann nicht immer vollständig im klassischen Stromsektor verbraucht werden – aktuell vor allem aufgrund von bestehenden Netzengpässen, systemisch dauerhaft aufgrund des bereits heute kaum noch aufholbaren Rückstands des Stromnetzausbaus gegenüber dem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung.
Die heute praktizierte Abregelung erneuerbaren Stroms, der nicht durch das Stromnetz aufgenommen werden kann, ist volkswirtschaftlich und ökologisch unbefriedigend – schließlich werden zu anderen Zeiten und in anderen Sektoren gleichzeitig noch stark klimaschädliche Brenn- und Treibstoffe wie Kohle, Erdöl, Benzin und Diesel eingesetzt.
Hätte man allein die im Januar und Februar 2017 abgeregelte Strommenge aus Windenergieanlagen (Redispatch) von circa 10 TWh in Wasserstoff umgewandelt (= 7 TWh) und ins Gasnetz eingespeist, könnte schon jetzt beispielsweise der Block R des Braunkohlekraftwerks Lippendorf mit einer Jahresstromerzeugung von 5,6 TWh vollständig abgeschaltet werden. Hierdurch könnten sofort 11,7 Millionen Tonnen CO2, 14.000 Tonnen Schwefeldioxide sowie 8.000 Tonnen Stickoxide und 100 Tonnen Feinstaub eingespart werden können.
Gase und Gasspeicher sind für die langfristige und dauerhafte Speicherung großer Energiemengen geeignet: Gerade für Energiesysteme, in denen Energiemengen dezentral bereitgestellt werden, stellt die vorhandene Gasinfrastruktur eine effiziente und effektive dezentrale Speichermöglichkeit dar, die energiesystemweit für einen Ausgleich der Energiemengen sorgen kann. Die Flexibilitätsoption Gasnetze und Gasinfrastrukturen ermöglicht es auch über größere Zeiträume und übersaisonal, die Zeitpunkte volatiler Energieerzeugung und volatilen Energieverbrauchs zu entkoppeln und zugleich die Stromnetze zu stabilisieren. Im Vergleich der verschiedenen Speicheroptionen wird klar: Substantielle und mehrmonatig verfügbare Speichermengen können heute und auch in Zukunft nur durch Gase und die Gasinfrastruktur erbracht werden.
Aus allen Pumpspeicherkraftwerken und Batterien zusammen lassen sich heute lediglich 36 Minuten Stromverbrauch (bei einer Maximallast von ca. 84 GW) in Deutschland überbrücken (vgl. Abbildung). Im Gegensatz hierzu können in deutschen Gasspeichern bereits heute 220 TWh Energie und damit mehr als die zuletzt jährlich erzeugte Strommenge aus erneuerbaren Energien (192 TWh) über Monate hinweg eingespeichert werden. Bei Bedarf steht diese Energiemenge flexibel und kurzfristig zur Verfügung.
Um die vielfältigen Funktionen der Gasinfrastrukturen für die Energiewende und den Klimaschutz voll nutzbar zu machen, bedarf es aus Sicht des DVGW: